
14.04.1938
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19.10.2022
In der Nacht vom 18. auf 19. Oktober 2022 hat unser Herr
Pfarrer Albert Seelbach zu sich gerufen.
Anfang September hatten mein Mann und ich Albert zum Essen eingeladen. Bei einem gemütlichen Abendessen hat er uns seine neuen Gedichte überreicht und wir haben viele Erinnerungen ausgetauscht.
Ich wollte ihn nach Hause fahren, wir saßen schon im Auto, aber Albert hat den Bus kommen sehen und gleich gesagt: “Ich fahre mit dem Bus, das ist doch einfacher, als im Berufsverkehr mit dem Auto nach Frankfurt zu fahren.“
Mein Mann Paulo und ich waren mit Albert Seelbach über lange Jahre verbunden. Paulo kennt Albert schon seit seiner Einwanderung nach Deutschland im Jahr 1971. Im Rahmen der Anwerbung von Arbeitskräften kam mein Mann in einer Gruppe von ca. 30 Brasilianern nach Deutschland um hier zu arbeiten. Albert war damals in Sachsenhausen in einer Gemeindegruppe der Deutschordensgemeinde und nahm sich der Einwanderer an.
Zu dieser Zeit war er noch Klischeeätzer im Druckgewerbe und sein Priesterstudium lag noch vor ihm. Alberts Familie wohnte in Sachsenhausen.
Das Engagement für Einwanderer hat Albert Seelbach über die katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) sein Leben lang geprägt. Er kämpfte für gerechte Bezahlung von Arbeitnehmern und für den arbeitsfreien Sonntag.
Nach der Pensionierung von Pfarrer Alois Krause im Jahr 1996 übernahm Albert Seelbach die Pfarrerstelle hier in Sossenheim. Ich selbst war in dieser Zeit im Pfarrgemeinderat und hatte viel mit Albert zu tun. Nicht immer verlief die Zusammenarbeit reibungslos.
Die Zusammenarbeit im Pastoralen Raum mit Höchst und Unterliederbach kündigte sich an. Pfarrer Seelbach lehnte es ab, den Vorsitz im Verwaltungsrat zu übernehmen, da er seine Aufgabe in der Seelsorge und nicht in der Verwaltung gesehen hat. Das ist nicht bei allen Mitgliedern des Gremiums gut aufgenommen worden.
Für uns als Ehrenamtliche hatte es den Vorteil, dass der Vorsitz im Verwaltungsrtat von Laien wahrgenommen wurde und wir dadurch die volle Verantwortung wahrnehmen konnten.
Der Pfarrgemeinderat als selbstbewusstes Organ der Pfarrei geriet mit Pfarrer Seelbach öfter auf Kollisionskurs, weil er sich manchmal außerstande sah, Beschlüsse des Gremiums umzusetzen, da er seine Schwerpunkte in der Gemeindearbeit anders setzen wollte.
Seiner Berufung zur Seelsorge ist er bis zum Schluss gefolgt.
Er hat Menschen aufgesucht und wusste, wer krank ist, wer evtl. seinen Zuspruch braucht. Er hat immer versucht die christliche Botschaft weiterzutragen und wir haben viele Diskussionen darüber geführt, wie man die Menschen wieder näher zum Glauben führen kann.
Wir durften in St. Michael zehn ereignisreiche Jahre mit Albert Seelbach als Pfarrer unserer Gemeinde erleben. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2005 hat Pfarrer Seelbach als Subsidiar im Pastoralen Raum und dann in der Pfarrei Sankt Margareta weiter seine seelsorglichen Aufgaben wahrgenommen und Eucharistie mit uns gefeiert.
Häufig haben ihn Krankheiten geplagt und als seine Kräfte nachließen, wechselte er den Wohnsitz und zog von Zeilsheim nach Frankfurt in ein betreutes Wohnen.
Bei seinem letzten Besuch bei uns ging es ihm scheinbar recht gut. Er hatte zwar mit dem Herzen Probleme und bekam manchmal schlecht Luft, kämpfte sich aber weiter durch seinen Alltag.
Kurz vor seinem Tod war er noch einmal im Krankenhaus, es stand eine Herzoperation und die Dialyse im Raum. Das ist ihm erspart geblieben.
In der Nacht zum 19. Oktober 2022 ist Albert Seelbach eingeschlafen.
Herr, schenke Albert Seelbach die ewige Ruhe.
Lass ihn ruhen und leben in Deinem Frieden.
Für die Gemeinde St. Michael: Lieselotte Bollin